Die Professorenschaft unter den Beratern und Aufsichtsräten diskutierte derweil lieber, ob man im Wirtschafts-Wissenschaftlichen Sinne von einer "Produktion" von Software überhaupt sprechen dürfe. Sie fragte mithin ob es zulässig sei, Prinzipien aus der Produktion von Wirtschaftsgütern auf die Erzeugung von Software zu übertragen. Ihrer Aufgabe, der "revolutionären" Idee (agile Prozesse in der SW-Entwicklung) eine (Wirtschafts-)Wissenschaftliche Grundlage zu verschaffen jedenfalls, wurden die wissenschaftlichen "Eliten" zumindest in keinem der vergangenen fünf Jahre durch ähnlich populäre Publikationen wie die von Becks XP gerecht.
Die Debatte um die wissenschaftliche Präzision des Begriffes "Produktion" im Zusammenhang mit der Erstellung von Software war dabei von Anfang an eine Scheindebatte. Kreativ der Innovation ausweichen statt aktiv „nützlichkeiten“ voranbringen war die Devise.* Dies zeigte sich spätestens, wenn man wenige Tage später die selben wissenschaftlichen „Kapazitäten“ auf einem Industriekongress über „Mass Customizing“ und „Losgröße eins“ schwadronieren und ihre eigenen Argumente von vorgestern widerlegen hörte. Für meine Ohren jedenfalls klingt diese Debatte bis heute in ihrer gesamten Diktion allzu ähnlichen jenen Diskussionen, die eine im Luxus übersättigte, dekadente, spätrömische Aristokratie führte.
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